Allein in der Fremde

Volksstimme – Flücht­lings­kin­der ohne Be­glei­tung haben in Deutsch­land kaum Rechte und Chancen. Seit 18 Jahren kümmert sich der Verein „Refugium“ um min­der­jäh­rige Flücht­linge, die ohne Eltern in Sachsen-Anhalt ankom­men. Der Verein über­nimmt Vor­mund­schaf­ten und Pfleg­schaf­ten. Ein Refu­gium bezeichnet einen Zufluchts­ort oder einen Unter­schlupf. Von Michaela Schröder

300 minderjährige Flüchtlinge aus 46 Ländern hat der Magdeburger Verein schon auf ihrem Weg ins Er­wach­se­nen­dasein begleitet. Davor steht die Flucht aus dem Heimat­land. „Es gibt die unter­schied­lichs­ten Grün­de, warum Kin­der in Deutsch­land lan­den“, sagt Sozial­päda­goge Roland Bartnig. Teils wurden die Eltern im Krieg ermordet, teils sind sie völlig verarmt und haben ihr Kind weg­ge­schickt. Teils flüch­ten die Kinder, weil sie in ihrer Heimat bedroht werden und keine Lebens­pers­pek­tive für sich erkennen können. Roland Bartnig und seine Kollegin Gabrielle Schüler kümmern sich als Vormund um die Kinder.

Andrea Eckl (l.) und Ulrich Schmidt (3.v.l.) von der Volksbank über­brachten dem Refugium e.V. eine Spende in Höhe von 5.000 Euro. Roland Bartnig (v.l.), Gabrielle Schüler, Monika Schwenke sowie Monique Meinecke freuten sich über die Finanzspritze. (Foto: Schröder)

Die Übernahme der Vor­mund­schaft ist nur ein Teil der Vereins­auf­gabe. „Wir kümmern uns auch um die Fi­nan­zen und die Bildung der Kinder“, sagt Bartnig. 80 so genannte Mündel unter 18 Jahren vertreten der Sozial­­päda­goge und Gabrielle Schüler derzeit bei Behörden und Ämtern. Die Jugend­­lichen sind vorwie­gend in Kinder­­heimen und betreuten Wohn­­gruppen unter­­gebracht. Nur wenige minder­jährige Flücht­linge leben in einer Pflege­familie.

Neben der auf­ent­halts- und sozial­recht­lichen Betreu­ung widmet sich der Verein Refugium auch der sozial­päda­gogischen Arbeit mit den Flücht­lings­kindern. Der Verein hat vor einigen Tagen die Nach­richt von der Volks­bank Magdeburg erhalten, dass sich die Mitar­beiter und der Vorstand der Bank dafür entschieden haben, die dies­jährige Weih­nachts­­spende dem Vormund­­schafts­­verein zukom­men zu lassen. Auf der Mit­arbei­ter­weih­nachts­feier wurde ein Betrag von 583 Euro gesammelt. Außerdem wurde in diesem Jahr auf die Niko­laus­präsente für Mitar­beiter und Pensio­näre verzichtet und nach guter Tradition von der Bank auf eine „glatte Summe“ aufgerundet. „Wir freuen uns, dass die Volks­bank dem Verein insgesamt 5.000 Euro zur Verfü­gung stellen wird“, sagt Ulrich Schmidt von der Volksbank. Gerade in dieser Zeit sei jede Spende wichtig, um die großen Heraus­for­derungen in der Flücht­lings­arbeit leisten zu können. Mit den Spenden­geldern möchte der Verein ver­schie­dene Frei­zeit­angebote für Flücht­linge finan­zieren, erklärt Vereins­vor­sit­zende Monika Schwenke. Gerade bei Kreativ­work­shops haben die Kinder und Jugend­lichen die Mög­lich­keit, sich und ihre Flucht- und Alltags­situ­ation kreativ auszu­drücken und zu ver­ar­beiten.