Volksstimme – Flüchtlingskinder ohne Begleitung haben in Deutschland kaum Rechte und Chancen. Seit 18 Jahren kümmert sich der Verein „Refugium“ um minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern in Sachsen-Anhalt ankommen. Der Verein übernimmt Vormundschaften und Pflegschaften. Ein Refugium bezeichnet einen Zufluchtsort oder einen Unterschlupf. Von Michaela Schröder
300 minderjährige Flüchtlinge aus 46 Ländern hat der Magdeburger Verein schon auf ihrem Weg ins Erwachsenendasein begleitet. Davor steht die Flucht aus dem Heimatland. „Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, warum Kinder in Deutschland landen“, sagt Sozialpädagoge Roland Bartnig. Teils wurden die Eltern im Krieg ermordet, teils sind sie völlig verarmt und haben ihr Kind weggeschickt. Teils flüchten die Kinder, weil sie in ihrer Heimat bedroht werden und keine Lebensperspektive für sich erkennen können. Roland Bartnig und seine Kollegin Gabrielle Schüler kümmern sich als Vormund um die Kinder.
Die Übernahme der Vormundschaft ist nur ein Teil der Vereinsaufgabe. „Wir kümmern uns auch um die Finanzen und die Bildung der Kinder“, sagt Bartnig. 80 so genannte Mündel unter 18 Jahren vertreten der Sozialpädagoge und Gabrielle Schüler derzeit bei Behörden und Ämtern. Die Jugendlichen sind vorwiegend in Kinderheimen und betreuten Wohngruppen untergebracht. Nur wenige minderjährige Flüchtlinge leben in einer Pflegefamilie.
Neben der aufenthalts- und sozialrechtlichen Betreuung widmet sich der Verein Refugium auch der sozialpädagogischen Arbeit mit den Flüchtlingskindern. Der Verein hat vor einigen Tagen die Nachricht von der Volksbank Magdeburg erhalten, dass sich die Mitarbeiter und der Vorstand der Bank dafür entschieden haben, die diesjährige Weihnachtsspende dem Vormundschaftsverein zukommen zu lassen. Auf der Mitarbeiterweihnachtsfeier wurde ein Betrag von 583 Euro gesammelt. Außerdem wurde in diesem Jahr auf die Nikolauspräsente für Mitarbeiter und Pensionäre verzichtet und nach guter Tradition von der Bank auf eine „glatte Summe“ aufgerundet. „Wir freuen uns, dass die Volksbank dem Verein insgesamt 5.000 Euro zur Verfügung stellen wird“, sagt Ulrich Schmidt von der Volksbank. Gerade in dieser Zeit sei jede Spende wichtig, um die großen Herausforderungen in der Flüchtlingsarbeit leisten zu können. Mit den Spendengeldern möchte der Verein verschiedene Freizeitangebote für Flüchtlinge finanzieren, erklärt Vereinsvorsitzende Monika Schwenke. Gerade bei Kreativworkshops haben die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, sich und ihre Flucht- und Alltagssituation kreativ auszudrücken und zu verarbeiten.