Ein Haus voller Träume

Volksstimme – Noch steckt das gemeinschaftliche Projekt des Puppen­theaters Magde­burg und des Refugium e.V. in den Kinder­schuhen. Das Konzept für die Ins­zenie­rung „Das Haus“ steht, im Januar soll es los­gehen. 30 Kinder und Jugend­liche werden dann gemein­sam ein Theater­stück erar­beiten. Die Hälfte von ihnen sind geflüch­tete Kinder im Alter von 10 bis 18 Jahren. Sie kamen vor allem aus Syrien und Afgha­nistan nach Deutsch­land – ohne Eltern. Der Refugium e.V. beim Caritas­verband kümmert sich bereits seit 18 Jahren um unbe­glei­tete minder­jährige Flücht­linge. Mit diesem über Monate lau­fenden Theater­projekt, so sagt Vorsit­zende Monika Schwenke, betrete der Verein Neuland. „Wir haben immer mit der Pers­pek­tive Zukunft gear­beitet“, sagt sie. „Wir wollten sie nicht abholen in ihrer Flucht­geschichte, in der sie was erlebt haben.“
Von Grit Warnat

Teilnehmer entwickeln Handlung

Marlen Geisler, Mitar­bei­terin des Puppen­theaters, hat die Projekt­lei­tung inne und erzählt von der szeni­schen Idee: Eine Gruppe Jugend­licher entdeckt durch Zufall ein leer­stehendes Haus und beschließt, dort einzu­ziehen. Sie packen ihre Taschen und Koffer und nehmen all das mit, was sie brauchen könnten. Welche Träume und Wünsche haben die jungen Leute? Wie sieht ihr Traum­haus aus? Wo entstehen Reibungs­punkte? Was ist ihnen wichtig, was haben sie eingepackt in ihre Koffer, Taschen und Ruck­säcke? Und warum fällt es uns so schwer, Neues anzunehmen? Fragen über Fragen, an deren Beant­wortung sich die Teil­nehmer gemeinsam wagen werden – mit The­ater­­spiel, Tanz, Schreiben und Musi­zieren.

Es ist ein the­ater­päda­gogisches Projekt, sozusagen ein experi­men­teller The­ater­spiel­platz.
Das Gerüst des Hauses stehe, sagt Marlen Geisler, das Innen­leben müsse sich entwickeln. Hier gibt kein Regisseur die Marsch­route vor, wer im „Haus“ mitmacht, bringt sich selbst mit ein. Die Meinung der Teil­nehmer ist aus­drück­lich erwünscht. „Der Plot ist sehr offen“, sagt Geisler. Es werde viel gesam­melt und das Gesammelte ganz zum Schluss zu einem dra­ma­tur­gisch Ganzen gefügt.

Vier Gruppen aus Break­dancern, Puppen­spielern, Musikern und jungen Journa­listen werden sich unab­hängig von­ein­ander in den Gruppen regel­mäßig treffen, proben, gemeinsam ein Auftritts­ziel vor Augen haben. Marlen Geisler erzählt von einem Winter­workshop, einem Sommer­camp, Besuchen im Theater. Sie ist sich sicher: „Die Gruppe wird toll zusammen­wachsen.“

Zehn Monate Arbeit bis zur Premiere

Gabrielle Schüler vom Verein ist sehr gespannt auf die Kennenlernphase in den ersten Wochen. Sie arbeitet mit den geflüchteten Kindern eng zusammen und weiß aus bisher durchgeführten Workshops: „Sie haben was drauf. Sie blühen auf, wenn sie selbst etwas auf die Beine stellen können.“ Zum Abschluss des Projektes der Höhepunkt: Die Pre­miere auf der großen Bühne des Puppen­theaters. Der Termin steht bereits fest. Am 15. Oktober, 18 Uhr, wird „Das Haus“ vorgestellt.

Neben einer begleitenden Aus­stell­ung, die die Prozesse des Projektes dokumentieren soll, ist eine weitere Vorstellung am 16. Oktober geplant. Bis dahin sind zehn Monate Zeit. Gemeinsame Arbeit, gemeinsames Finden und Austauschen liegen vor den 30 deutschen und geflüchteten Kindern. Geisler nennt diesen Pro­zess das Entscheidende. Monika Schwenke erhofft sich ein gelebtes Miteinander: „Sie spielen und leben miteinander und lernen voneinander. Das ist Integration.“