Tage des Herrn – Der Verein für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Refugium in Magdeburg besteht 20 Jahre. Eine Veranstaltungsreihe will die Arbeit bekannter machen. Auftakt war am Weltflüchtlingstag im Kunstmuseum Magdeburg.
Zur Arbeit von „Refugium“, dem Verein für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Magdeburg gehört es, auf die von ihm in Obhut genommenen Kinder und Jugendlichen und ihre Lebensumstände aufmerksam zu machen. Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens lädt der Verein deshalb zu verschiedenen Veranstaltungen ein. Auftakt war jetzt im Kunstmuseum Kloster Unser lieben Frauen in Magdeburg mit seiner Sonderausstellung „Seht, da ist der Mensch“. Zu der Veranstaltung unter dem Motto „Verschiedeneinander“ waren 120 Gäste gekommen. Eingeladen waren deutsche und geflüchtete Kinder und Jugendliche, staatliche, politische und gesellschaftliche Akteure im Bereich der Flüchtlingsarbeit und interessierte Bürger.
(Foto: refugium e.V.)
Ein Zufluchtsort, die Lebenskräfte zu stärken
In ihrer Eröffnungsrede ging Refugiums-Vorsitzende Monika Schwenke auf den Vereinsnamen ein. Bewusst habe man den Begriff Refugium – Zufluchtsort gewählt. „So ein Ort ist notwendig, um geflüchteten Kindern und Jugendlichen, die ihre Eltern verlassen mussten oder verloren haben, wieder Zuversicht zu geben.“ Nötig sei ein Zufluchtsort, der schützt und die auf der Flucht verbrauchten Lebenskräfte stärkt, um wieder stabil und selbstbestimmt den eigenen Weg gehen zu können. Jedem Menschen, egal ob hier geboren oder zugewandert, gerecht zu werden mit seinen je eigenen Vorstellungen vom Menschsein und vom Leben, erst recht in einer für ihn fremden Gesellschaft, sei allerdings gar nicht so einfach, so Schwenke. „Wir sind eben verschieden und müssen verschieden miteinander füreinander sorgen!“ In den seit Gründung des Vereins Refugium geführten 384 Vormundschaften mussten sich die Vormünder auf 384 junge Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Fluchterfahrungen und Bedürfnissen einstellen und für sie individuelle Lebensperspektiven in einem oft sehr engen aufenthaltsrechtlichen Korsett entwickeln, betonte Schwenke. „Das war und ist eine verantwortungsvolle und oft auch konfliktreiche Arbeit, die nur mit viel Geduld, Kraft und vor allem Nächstenliebe erfolgreich sein kann.“
„In einer aufgrund der Flüchtlingszuwanderung emotionalisierten Zeit“, so die Vereins-Vorsitzende weiter, „wo Ängste zu Ausgrenzungsmechanismen und Ablehnungshaltungen führen und Integrations- und Partizipationserfolge kaum Erwähnung finden, müssen wir Orte der Begegnung schaffen, wo sich Einheimische und Zugewanderte kennenlernen können und man sich auch über verschiedene kulturelle und religiöse Haltungen offen auseinandersetzen kann. Eine Gesellschaft kann sich nur im Dialog und in einer ständigen Selbstreflexion entwickeln.“
Wie wichtig Refugium ist, betonten auch Staatssekretärin Susi Möbbeck vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration und der Magdeburger Oberbürgermeister Lutz Trümper. Möbbeck hob den Einsatz während der Flüchtlingskrise hervor: „In einer Situation, wo staatliche Strukturen mit der Aufnahme der vielen Flüchtlinge strukturell überfordert waren, war Refugium da, hat schnell, unkompliziert und sehr professionell bei der Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen geholfen und somit einen wesentlichen Beitrag geleistet, die Situation zu stabilisieren.“
Eine richtungweisende Kooperation
Vereinsmitglieder und -mitarbeiter, Kooperationspartner und Schüler hatten den Tag im Museum vorbereitet. Gemeinsam wurde im Kreuzgang und im Innenhof des Klosters Unser Lieben Frauen getanzt, gesungen, gemalt und sich begegnet. Annegret Laabs, Leiterin des Kunstmuseums Magdeburg, zeigte sich erfreut, dass die Idee, mit Refugium eine gemeinsame Veranstaltung zu machen, so lebendig umgesetzt werden konnte. ms/tdh